Ein anderer Ort abseits der Weser, ein besonderes Jahr mit Abstandsgebot und eine Siegerehrung ohne dicht gedrängtes Publikum – 2020 war auf allen Ebenen neu, aber nicht weniger aufregend. Die TeilnehmerInnen machten es wieder zu einem bunten, motivreichen Fotomarathon-Jahr. Die sechs Preisträger empfingen wir persönlich und bereiteten einen feierlichen Empfang, mit so viel Herzlichkeit wie die derzeitige Situation es hergab.

KulturBühne Bassum am 10. Oktober – fünf Wochen nach dem Fotomarathon Bassum: In den vielen Sitzreihen sind einige wenige Plätze weit voneinander entfernt mit Namenskarten versehen, auf der Bühne verhüllt ein grünes Samttuch eine Staffelei, daneben steht die Fotomarathon-Beachflag.

Ganz klar, es liegt Festlichkeit in der Luft, auch wenn die Geräuschkulisse dazu nicht recht passen mag. Keine Musik, kein Gemurmel von einer dicht gedrängten Menschenmenge, kein Gläserklingen – dafür jedoch umso mehr Stolz und Dankbarkeit von Seiten des Veranstalterteams gegenüber den TeilnehmerInnen.

Für uns ist es jedes Jahr ein besonderer Moment, den Erstplatzierten gratulieren und die Freude mit ihnen teilen zu dürfen.

Für Cathleen Schorling, stellvertretende Bürgermeisterin, ist die Erinnerung an den ersten Fotomarathon Bassum noch ganz frisch. Sie sieht vorm geistigen Auge die Foto-Fans, die durch die Ortsteile schwirrten, den Blick auf Häuser, Straßen und Skulpturen gerichtet.

Die Gäste stöberten Motive auf, die selbst Schorling noch nicht kannte. Deshalb lässt sie es sich nicht nehmen, zur Preisverleihung einige Anekdoten zu erzählen, die sie von einigen mit dem Fotofieber Infizierten zufällig aufschnappte. Die friedlich grasenden Ziegen hinter der Alten Oberförsterei standen plötzlich im Blitzlichtgewitter, weil einige sie bestens für die Aufgabe „Das zeig ich Dir schwarz auf weiß“ geeignete sahen. Darüber habe Schorling sich sehr gefreut.

Überhaupt packte die Bassumerin der Ehrgeiz, die Themen gehen ihr nicht mehr aus dem Kopf, überall lauern passende Motive, sie könnte ständig auf den Auslöser drücken, um sie einzufangen. Selbst der Tag der Preisverleihung steckte voller Verlockungen: Am Himmel prallten schwarze Wolken und Sonnenschein glücklich ineinander und entließen einen Regenbogen: „Der Himmel wollte auch mitmachen beim Fotomarathon, diese Szene passte doch wunderbar zum Thema ,Das wird mir hier zu bunt’“, meint Schorling.

Voller Respekt und Freude schaue sie immer wieder gern die Bildserien an, die derzeit in der Sulinger Straße 10-12 ausgestellt sind. In diesem Jahr, in dem alles anders ist, sei der Fotomarathon ein Highlight für Bassum gewesen. Und er wirkt noch nach, bereichert die Innenstadt und mache deutlich, welche Fotoschätze dort schlummern.

Die Spannung steigt: Nach einem innerlichen Trommelwirbel begibt sich die Künstlerin Tara Frese zum Rednerpult. Stellvertretend für die dreiköpfige Jury verkündet sie die Bewertungen.

Alles andere als einfach machten es sich die drei JurorInnen. Nach langen Diskussionen und Auswahl- und Abwägungsprozessen einigte sich das Trio auf sechs Preisträger – als Gewinner gelten jedoch alle 82 TeilnehmerInnen. Denn sie stellten sich sechs Stunden mutig der kreativen Challenge und fanden 492 mögliche fotografische Antworten auf unsere Aufgaben. Jedes Einzelmotiv schenkt BetrachterInnen Erinnerung an den Tag, weckt Assoziationen an einen bereits gesehenen Ort, löst Gefühle oder Träume aus – ganz unabhängig von gestalterischer Raffinesse und technischer Umsetzung.

Nutzt unbedingt die Möglichkeit, die Ergebnisse anzuschauen und natürlich den ganz persönlichen Sieger des Herzens zu küren – denn nichts ist subjektiver als das Urteil über ein Foto.

In der Riege der Erstplatzierten spiegelt sich ähnliche Buntheit wie bei den Motiven, Männer und Frauen sind darunter, sie kommen aus Bassum, Bremen, Achim, Hannover und Syke, waren teilweise ortsfremd und erstmalig in Bassum. Die FotografInnen griffen unterschiedliche Ansätze auf und boten Bassum mal eine kleinere, mal eine größere Bühne.

We are proud to present:

Alin Schößler aus Barnstorf belegte den ersten Platz und überzeugte mit ihren Doppelbelichtungen. Jury: „Überzeugt als stimmige Serie. Sowohl das Motto des Fotomarathons als auch die Einzelthemen sind erkennbar – sogar jeweils in den beiden Bildern der Doppelbelichtungen. Sehr kreative und technisch gute Umsetzung.“ 

Über Platz zwei freute sich Dominik Albrecht aus Syke, der mit einer Bild-in-Bild-Optik arbeitete. Jury: „Das Smartphone-Bild als Teil des Einzelbildes wird hier perfekt als Stilmittel eingesetzt. Jedes Thema ist durch den Zusammenhang zwischen Hintergrund und Smartphone-Foto gut getroffen. Der Betrachter kann hier spannende Zusammenhänge entdecken.“ 

Platz drei belegte Corry-Angela Bünger aus Bassum in deren Serie Naturdetails im Fokus stehen. Jury: „In dieser sehr ästhetischen Serie ist das Motto durch das Suchen, Finden und Einfangen von Vorhandenem wunderbar aufgenommen worden. Die Themen sind stark wiederzufinden und alle Einzelbilder für sich ausdrucksvoll.“

Stephanie Jordan aus Achim freute sich über Platz vier. Ihre vorwiegend farbenprächtigen, floralen Aufnahmen kamen bei der Jury gut an. Jury: „Hier wurde mit sehr viel Liebe zum Detail gearbeitet – nah an den Themen – technisch gut umgesetzt. Ähnlich wie die Serie auf Platz deri sieht der Betrachter keine Inszenierung, sondern die Verbildlichung der thematisch vorgegebenen Farbgestaltung steht im Fokus.“

Ebenfalls farbenprächtige Fundstücke aus Bassum sammelte Dennis Hoopmann. Der Bremer, der schon einmal beim Fotomarathon Bremen mitmachte, haderte etwas mit der Aufgabe „Der Goldene Schnitt“ und freute sich umso mehr über Platz 5. Jury: „Jedes Thema ist sehr fantasievoll und kreativ mit den technischen Möglichkeiten der Kamera verwirklicht. Alle Bilder haben einen eindeutigen Bezug zu dem jeweiligen Thema und wirken dennoch in ihrer Bildsprache außergewöhnlich.“

Mandy Weingartner konnten wir leider nicht persönlich gratulieren. Dennoch schicken wir herzliche Grüße nach Hannover und gratulieren zum sechsten Platz. Ihre reduzierte Schwarz-Weiß-Serie zieht die BetrachterInnen mitten in eine romantische Liebesgeschichte, an deren Happy-End ein vor Passion sprühender Schlusspunkt steht.

Bei schönstem Herbstwetter schlenderten wir im Anschluss noch einmal an der Outdoor-Galerie vorbei, vertieften uns in die Bilder und staunten über die Anziehungskraft der Bilder. Sie lässt Raum für Dialoge und spiegelt, was wir alle in diesem Jahr brauchten: Ein bisschen Buntheit.

Die Straßen-Ausstellung ist noch bis Sonntag, 25. Oktober 2020, in der Sulinger Straße 10-12 in Bassum zu sehen. Genauso lange kann auch der Publikumssieger auf unserer Website gewählt werden.

Im Anschluss liegen ab Mittwoch, 28. Oktober, die Fotostreifen zur Abholung im Rathaus Bassum, Alte Poststraße 10, bereit. Öffnungszeiten des Bürgerservices: montags, mittwochs und freitags von 8 bis 12 Uhr und dienstags und donnerstags von 8 bis 18 Uhr.

Eine postalische Zusendung kostet 5 Euro auf Vorkasse. Interessierte melden sich bitte unter mail@fotomarathonbremen.

Das war die Landpartie in Bassum – es war ein Traum. Merci hoch zehn und auf Wiedersehen.