Mit 9 Fotos um die Welt!
Auch 2024 haben wir die Preisverleihung im kleinen Kreis abgehalten. Am Samstag, 19. Oktober, trafen sich Gewinner:innen, Sponsoren, Ausrichter und Freunde im kleinsten Kreis im „Frölichs“ im Bamberger-Haus. Ein Bericht dazu folgt. Hier schonmal alle Siegerserien, Preise und das Urteil der Jury.
Juror Harald Rehling: „Für die Jury war es nicht einfach, aus den 105 künstlerischen Arbeiten die Favoriten zu bestimmen. Die Beiträge sind auf einem hohen Niveau, erst recht, wenn man sich die Wettbewerbsbedingungen vergegenwärtigt. Für jedes Unterthema eine Stunde Zeit,das heißt,eine gute Idee zu haben, den Ort zu finden oder Requisiten für eine Inszenierung zu beschaffen. Thematisch ging es um die Welt, die Fotografinnen waren aber in Bremen. Da ist es verständlich, dass viele Teilnehmerinnen auf Anleihen aus dem Überseemuseum zurückgegriffen haben. Und um als Betrachterin jeder Arbeit möglichst gerecht zu werden, braucht es viel Zeit und Einfühlungsvermögen, denn man muss die Intentionen der Fotografinnen nachempfinden können.Oft entdeckt man subtil eingeflochtene Geschichten erst beim dritten Hinschauen, oder im Gespräch mit den anderen Jurorinnen. Es hat aber auch Freude gemacht, die unterschiedlichen Sichtweisen der Fotografinnen, als auch der Jurymitglieder kennen zu lernen. Neben den üblichen Bewertungskriterien hat die Ideenfindung und der Themenbezug eine besondere Rolle gespielt.“
Unser Motto 2024: In 9 Stunden um die Welt
Die Themen lauteten: 1. Dach der Welt | 2. Meeresrauschen | 3. Land der unbegrenzten Möglichkeiten | 4. Dschungelfieber | 5. Tausend und eine Nacht | 6. Die Wüste lebt | 7. Durch den Monsun | 8. Einsame Insel | 9. Zuhause ist es am schönsten
1. Platz:
Melanie Prescott (128)
Nikon Z30 + DX 16-50mm Systemkamera | Foto Erhardt
Bei dieser Arbeit ist es vorzüglich gelungen, das Oberthema „Einmal um die ganze Welt“ durch ausgewählte Personen multiethnisch darzustellen. Diese Art der Umsetzung ist konkurrenzlos. Auch die Einzelthemen sind in Abgrenzung zu anderen Teilnehmerinnen tiefsinnig. Sie laden zum Nachdenken ein und lassen mehrdeutige Interpretationen zu. Zum Thema „Einsame Insel“ wird die Einsamkeit durch das Fehlen der offenbar obdachlosen Person in besonderer Weise hervorgehoben.
2. Platz:
Maximilian Glaser (087)
Vanguard VEO5 234AB110S Aluminium-Stativ | Foto Erhardt
Die Fotos des Zweitplatzierten bestechen durch die grafische Umsetzung der Themen. Unkonventionell und fantasievoll präsentieren sich hier die einzelnen Bilder. Technische Spielarten wie Spiegelungen, Doppelbelichtung und Langzeitbelichtung wurden eingesetzt. Durch die Zusammenstellung der Einzelfotos mit ihrer kreisförmigen Linienführung wird auf besondere Weise die Weltumrundung suggeriert.
3. Platz:
Meinhard Voigts (101)
Ein Tages-Workshop „Bremen entdecken – Motivjagd“ für zwei Personen | Fotokurs Bremen
Bei diesem Beitrag sind die Einzelthemen stadtarchitektonisch gelöst und zu einer harmonischen Gesamtarbeit editiert. Die fast durchgängige Unterperspektive, eigentlich ungewöhnlich in der Architekturfotografie, wird hier als Stilmittel eingesetzt. Auch interpretatorisch werden die Betrachter gefordert. Eine Brücke führt ins „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ und „die Wüste lebt“ in einer Betonsiedlung. Schön überlegt, schön umgesetzt.
4. Platz:
Anett Kuttig (126)
Akademie 200 € Workshop-Gutschein | Foto Erhardt
Diese Arbeit fällt durch die extreme Ausschnitthaftigkeit der Fotos auf. Trotz der sehr reduziert und angeschnittenen Bildgegenstände erschließt sich die Aufgabenstellung sehr gut. Der sinnvoll eingesetzte Schärfebereich lenkt den Betrachter aufs Wesentliche. Die Positionierung des Hauptgegenstandes im Bildraum erhöht die Spannung. Auch die durchdachte Farbwahl der Einzelbilder lassen eine schön anzusehende Gesamtarbeit entstehen.
5. Platz:
Naska Goagoses (092)
Canon SELPHY CP1500 Fotodrucker | Foto Erhardt
Auch hier sehr fokussierte Ausschnitte und eine ideenreiche Umsetzung der Einzelthemen. Die Betrachter werden auf suggestive Weise um die Welt geführt. Eine Rikscha, Gewürze des Orients, ein Wasserloch in Afrika und schließlich wieder im nördlichen Europa.
6. Platz:
Tanja Rother (001)
Gruppen-Fotokurs nach Wahl für 1 Person | Fotokurs Bremen
Ein schönes Wechselspiel zwischen gesehenen Motiven und Inszenierungen. Surreale Fotos konnten auch ohne Bildbearbeitungsprogramm entstehen, es brauchte nur gute Ideen. Um dem märchenhaftem Thema „1001 Nacht“, etwas Besonderes zu verleihen, wird hier die Farbigkeit in einer sonst schwarz/weißen Bildreihe gewählt. Das funktioniert auch, weil es im Zentrum der Arbeit steht.
7. Platz:
Susanne Hellwig (056)
Akademie 100 € Workshop-Gutschein | Foto Erhardt
So geht es auch. Eine durchgängige Inszenierung mit einer Protagonistin. Die Betrachter können entspannt einer Gelenkpuppe auf der Reise um die Welt folgen. Das Hauptmotiv ist geschickt im Bildraum platziert und die Korrespondenzfarben verstärken die Harmonie der Gesamtarbeit zusätzlich. Da haben auch die jüngsten Zeitgenossen ihren Spaß.
8. Platz:
Patric Bisenius (095)
c’t Fotografie Magazin-Jahres-Abo | Heise Medien
Eine harmonische schwarz/weiß Arbeit, mit gut gewählten Ausschnitten und geschickt eingesetztem Schärfebereich. Inhaltlich wird diese Harmonie durch eine intelligente Portion Sozialkritik durchkreuzt. Das macht Spaß und kann auch gut auf die Farbigkeit verzichten.
9. Platz:
Karen Müller (038)
Jahreskarte | Übersee-Museum
Auch hier korrespondieren die einzelnen Bilder miteinander. Die Magie von „1001 Nacht“ endet mit einem norddeutschen Moin. Die Themen erschließen sich durch eine gemeinsame Sprache, im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ trägt man Uniform, der Monsunregen treibt wundersame Blüten und das Meer rauscht auch bei Flaute.
Herzlichen Glückwunsch!
Vielen Dank an alle Teilnehmenden für die wunderbaren Ideen und deren kreative Umsetzung! Ein ganz besonderer Dank gilt den Veranstaltenden, die unglaublich viel Arbeit in die Vorbereitung, Durchführung und den Abschluss des FMHB24 gesteckt haben. Mit sichtbarer Leidenschaft haben sie dieses Projekt zum Leben erweckt und schmieden bereits Pläne für 2025. Hut ab vor so viel Herzblut und Engagement!
Ich freue mich auf die nächsten drei Stationen.